Sonntag, 4. Dezember 2011

Patagonia 2011



Zusammen mit Max Berger verbrachte ich Anfang November, knapp drei Wochen in Patagonien. Für mich war es die erste Reise ins Land der Stürme und mit Max hatte ich den perfekten Partner. Unser Ziel war klar definiert. "Was geht, geht!". Wir wollten uns nicht auf ein Ziel versteifen, sondern wir orientierten uns vielmehr an den Wetterfenstern und den Bedingungen vorort. Das Wetter war zum Glück auf unserer Seite und so konnten wir in rasantem Tempo einige große Routen machen und viele abenteuerliche Eindrücke sammeln.

4.11
Nach langer und anstrengender Reise erreichen wir um 16 Uhr das kleine Dörfchen El Chalten. Nach kurzem Wettercheck packen wir auch schon die nötige Ausrüstung in unsere neuen Pieps "Alpinist PRO" Rucksäcke und machen uns sofort an den langen Anmarsch zum "Lago del los Tres".



5.11
Wir starten um 3 Uhr von unserem Biwak am Lago de los Tres und erreichen um ca. 12 Uhr den Gipfel der Aguja Poincenot über die "Whillans-Chocrane" Route. Steile Schneeflanke, coole Mixedkletterei. Es ist windig und ungemütlich, wir halten uns nicht lange auf und seilen gleich wieder ab, der Lange Abstieg nach El Chalten wartet.




6.11 Um 16.00 Uhr brechen wir auf ins Torre Tal. Traumwetter. Kein Wind, keine Wolken.

7.11
Um 03.00Uhr läutet der Wecker. Wir brechen auf Richtung Cerro Standhardt. Vom Gletscher aus sehen wir Stirnlampen weit vor uns am Col Standhardt. Eine weitere Seilschaft. Im 5 Seillängen Eisschlauch ist das andere Team 50 Meter vor uns, es herrscht Bombenstimmung und auf Grund des Eisschlags sind wir kurz davor das Handtuch zu werfen. Wir seilen aus dem Schlauch ab, nach 20 minütigem Hin und Her fällt eine Entscheidung. Wir starten durch!!! Um 16.30Uhr erreichen wir überglücklich den Gipfeleispilz des Cerro Standhardt. Der lange abenteuerliche Abstieg soll uns nochmal einiges abverlangen. Als wir am Labyrinth des Torre Gletscher ankommen, sind wir uns einig, wir können nicht mehr und verbringen die Nacht am Gletscher.



8.11
Am Zahnfleisch kommen wir zurück nach El Chalten. Highligts sind Dusche, Bett, Pizza, Schokomousse und Bier.

14.11
Das Wetter war eine ganze Woche schlecht, Schneeflocken in Chalten, Regen und Wind. Genug Zeit um meine Erkältung auszukurieren und zu neuer Kraft zu finden.

16.11
Wir sind auf dem Weg zum Paso Superior, nächstes Ziel Fitz Roy über die "Franco Argentina". Am Lago de los Tres zwingen uns extrem starke Windböen zu einer drei Stündigen Pause. Der Wind lässt nach und wir erreichen um 16.00 Uhr die Schneehöhle am Paso Superior. Wir genießen die angenehme Sonne, trinken Cappuccino und essen Schokolade. Zu sechst verbringen wir, mit den vier Jungs von VAUDE, unter ihnen zwei Tiroler Kumpels von mir, Hannes und Berti, eine "kuschelige" Nacht in der Schneehöhle.








17.11
Wir starten um 03.00 Uhr vom Paso Superior und erreichen um 06.30 Uhr den Einstieg auf der Brecha dellos Italianos. Die Kletterei fängt an und die vereisten Risse machen das ganze Unternehmen zu einer recht anspruchsvollen Angelegenheit. Wir kommen gut voran, meine tauben Zehen und Finger machen mir ein wenig Sorgen, der kalte Wind macht die Sache noch alpiner. Um 17.30 Uhr erreichen wir endlich den Gipfel des Fitz Roy. Wieder ist es der lange Abstieg der uns nochmal ein wenig nervös macht. Abseilen, Seil abziehen, beten, dass es nicht hängen bleibt, abseilen, abziehen, beten... Das Abseilen wurde nochmal zum Abenteuer, zum Glück war an einer Stelle das Seil lang genug. Um 00.00 Uhr kamen wir wieder zurück zur Schneehöhle, 21 Stunden Nonstop. Travellunch und Tee Jucheee!!!







18.11
PARTYTIME !!!






21.11
Das erhoffte letzte Wetterfenster hat sich um einen Tag vorverschoben und wir schauen erstmal blöd aus der Wäsche starten aber um 11.00Uhr in El Chalten und rennen wie die Blöden vorbei am Lago Suzia zum Biwakplatz unter der Aguja St. Exupery und gleich weiter über den Gletscher zum Einstieg der "Austrian". Wir wollen in einem Zug die Nacht durchklettern, nach einigen Seillängen bringt uns die Vernunft und das sich anbahnende Schlechtwetter schließlich zum abseilen.







22.11
Es war ein beherzter Versuch, nach einer kurzen und äußerst ungemütlichen Nacht, machen wir uns am Morgen mit den Schneeflocken, auf den Weg zurück ins Tal. Wir freuen uns auf Daheim.

25.11 21.00 Uhr Ankunft in München!!!

Fäcts
Aguja Poincenot "Whillans-Chocrane"
Cerro Standhardt "Exocet"
Fitz Roy "Franco Argentina"
Versuch Aguja St. Exupery (in einem Zug von El Chalten!)

Es war ein sehr intensiver und erfahrungsreicher Trip, in ein wildes und beeindruckendes Land, wir hatten Glück und konnten jedes Wetterfenster optimal ausnützen und sind gesund und munter wieder zuhause angekommen. Mit unserer Ausbeute sind wir mehr als zufrieden und es war sicher nicht der letzte Besuch...





Vielleicht klappt unser großes Projekt, Fotomachen mit Selbstauslöser, ja beim nächstenmal ;-)

DANKE an PETZL,ADIDAS und PIEPS für die freundliche Unterstützung!!! Guido

Montag, 12. September 2011

Sleepwalker

Kurz vor meinem Trip nach Patagonien konnte ich mir am Schleier vom
"Häppy Buzei" 8a+/8b , auf der Lofereralm von "1809" 8b
(onsight kein Leibl, im 3ten nix gmeint ;)) und schließlich vom Steinplattenmegaklassiker "Sleepwalker" 8B eine Begehung abholen. EDEL!!!


"Sleepwalker" 8b ("One of the finest Lines i know!")

PIC by (c) Bruno Kogler

Sonntag, 4. September 2011

Stil ist nicht nur ein Teil vom Besen...

Zusammen mit Alex Huber wanderte ich wiedermal zu den abgefahrenen "Sonnwänden" der Loferer Alm. Schon vor längerer Zeit stach uns eine spektakuläre Linie ins Auge, die wir erstbegehen wollten. Das spezielle an der Linie war nur, dass wir komplett auf "Bolts" und "Normalhaken" verzichten wollten. Ein verwegener Plan. Nach einem "Frühstart" um 15.00 Uhr in Lofer machten wir uns am 2.09.2011 auf den Weg, vollbepackt mit Friends und Keilen.

Die ersten beiden Seillängen gelangen uns relativ zügig (7-,8+/9-) und liesen sich perfekt mit den mobilen Sicherungsmitteln absichern. Die dritte sollte etwas happiger werden. Nach anfänglicher leichterer Kletterei gelangt man irgendwann zu einem großen loch, dort platzierte ich meine restlichen passenden Keile ehe ich einige Meter auf "sehr dünnem Eis" machen musste. Eine kühne Querung nach links an ausgesetzter, heikel bis kaum abzusichernder Kletterei wartete auf mich.

Nach längerem hin und her und begutachten machte ich mich auf ins Ungewisse, die Flucht nach vorn war das einzige, das mich aus dieser brenzligen Situation retten konnte, nur nicht zurückschauen, alle Griffe auf ihre Belastbarkeit checken, Dreck und Angst begleiteten mich bei diesem Abenteuer. Nach gut 20 Metern gesichert an einem schwindligen Camalot #4 erreichte ich einen Standplatz der benachbarten Route "Stoamandl". Die einbrechende Dunkelheit zwang uns schließlich zum abseilen über die ausgesetzte, steile graue Wand.

"Warum müssen wirs uns eigentlich immer so geben?" fragte ich Alex. "Jo mei, weils geil is!" Wo er recht hat, hat er recht!!!

Wenn das Wetter und der Kopf grünes Licht geben werden wir zurückkehren, zu unserm kleinen puristischen Abenteuer.

Die perfekten Herbsttage im September/Oktober konnte ich optimal nutzen. Im Zuge des Felskurs kletterte ich zusammen mit meinem Ausbildner Stefan Kosz durch die anspruchsvolle Route "Potzblitz" 8- an der Fleischbank "onsight", eine stilvolle Route mit Spaßgarantie!

Kurz drauf gelang mir auf der Loferer Alm eine schnelle Wiederholung der Route "1809" 8b im 3. Versuch, danach fetzte ich zusammen mit Max Berger durch die sagenumwobenen "Pumprisse" an der Fleischbank, tags drauf kletterte ich mit einer wilden Horde (Mama, Stiefpapi, Schwiegerpapi, Freundin, Toni und dessen Freundin) den langen und wunderschönen "Kopftörlgrat" auf die Ellmauer Halt, um die erlernten Führungstechniken zu verfestigen, weil immer noch nicht müde gings Tags drauf gleich weiter ins nächste Abenteuer und zwar mit Hias Schiestl kletterte ich durch die wunderschönen, alpin belassenen "Theaterrisse" 7- wieder an der Fleischbank.

Auch ein lässiges Jobangebot konnte ich wahrnehmen und als kletterndes Stuntdouble, für einen Kinofilm ("Autumn Blood") , im Jägeroutfit in der Vertikalen abhängen. :)

Das könnte ewig so weiter gehn, doch das Wetter fühlt sich eher nach Winter...

Peace dann!
Guido

Donnerstag, 25. August 2011

Schöne bunte Welt!!!



Der heurige Sommer hat wohlgemerkt ein wenig auf sich warten lassen, aber wie sagt man so schön "Es gibt immer was zu tun!". Nachdem Markus Bendler und ich unsere Klettersachen vorläufig, aus motivations und wettertechnischen Gründen, an den Nagel gehängt hatten, begaben wir uns auf unsere "Downhill Geschoße". Beinahe jeden Tag wurde satt in die Pedale getreten, um unsere Heimat auf fahrbere Wege zu durchforschen. Meistens wurden wir für unsere Mühen, mehr als großzügig, belohnt, oft wurden wir auch von unseren Böcken abgeworfen und nur mit (Gott sei Dank!!) kleineren Blessuren, konnte die rasante Reise weiter gehen. Auch an diversen Mountainbikerennen traten wir an den Start, um uns ordentlich auszuleeren.







Nach einem Bikekurztrip nach St.Moritz und Livigno, entschlossen sich Markus und ich kurzerhand, den bekannten "Bianco Grat" auf den Piz Bernina, zu machen und ein wenig Bergluft zu schnuppern, was sich als langer Tag mit teuerem Ende erwies (€50 für 4 Radler und 2 Sandwichs!!!) uns jedoch ein breites Grinsen bescheerte.






Die Zeit verging am Bike wie im Flug und erstaunt stellte ich fest, dass ich bereits seit beinahe 3 Monaten keinen einzigen Meter geklettert bin. Also wurde es wieder mal Zeit.

So machten sich Markus und ich auf in die Drei Zinnen um die Route "Ötzi trifft Yeti" (eine sportliche 8+) zu machen, eine weiteres kühnes Meisterwerk von Christoph Hainz und Kurt Astner.












Alle Längen gelangen uns auf anhieb im "onsight", ein cooler Fight in einer coolen Route. Jedoch wurde mir beim letzten Abseiler bewusst gemacht, dass man den Knoten doch immer 2mal kontrollieren sollte... Am Abend mussten wir dann feststellen, dass ein klettern für den nächsten Tag komplett ausgeschglossen ist, denn unsere vernachlässigten Arme zeigten ordentliche Ermüdungserscheinungen.



Wenige Tage später kehrte ich erneut, in einer spontanen Aktion mit Max Berger zurück in die Dolomiten und zwar zur Marmolada. " Der Weg durch den Fisch" stand auf dem Speiseplan, ganz sicher war ich mir aber nicht, ob das so eine gute Idee ist denn die Tatsache, dass ich 3 Monate nicht geklettert bin sprach nicht gerade für meine Substanz, die man braucht für eine 37 Seillängen Tour.




Nichtsdestotrotz spazierten Max und ich am späten Nachmittag zum Refugio Falier und zum Einstig dieser einzigartigen Riesenwand. Da rutscht einem schonmal das Herz in die Hose und das mulmige Gefühl vor so einer Aktion machte sich stark bemerkbar. Zurück in der Hütte stärkten wir uns mit Spaghetti und Bier und plötzlich kamen 3 österreichische Kletterer in die ruhige Gaststube herein. Einer von ihnen der blinde Andy Holzer. Bei ihnen sollte es morgen die "Don Quixote" werden, wir plauderten ein wenig mit der sympathischen Runde und wünschten uns gegenseitig viel Glück für den bevorstehenden Klettertag. Komplett ohne Licht, wie Andy selber sagt, hat das noch keiner gemacht und ich ziehe meinen Hut vor soviel Mut und Willenskraft. Schade nur, dass Andy nicht sehen kann wie wunderschönschön die Südwand ist. Wir verabschieden uns und schleichen uns aufs Bettenlager. Ich habe unruhige und wirre Träume und werde beinahe jede Stunde munter, als ich meine nächtliche Notdurft verrichten musste, musste ich auch noch mit Entsetzen feststellen, dass mein Glücksbringerhalsband gerissen ist. Ein Zeichen denke ich, oder ich denke einfach zuviel, denke ich dann und geh wieder schalfen, ehe der Wecker uns um 04.00 Uhr aus dem leichten Schlaf reisst. Jetzt gehts los, frühstücken und abmarsch. Mit den Stirnlampen wandern wir, ohne was zu reden zum Einstieg, die Sterne lachen herunter und schönlangsam verwehen die mulmigen Gedanken im Kopf. Beim ersten Licht, um 05.30 Uhr, klettern wir los. Erst jetzt fühlt sich mein Kopf wieder frei an, alle störenden Gedanken werden am Einstieg gelassen, alles was zählt ist der nächste Zug und der nächste....










Es läuft super im Überschlag klettern wir zügig voran. Die ersten 12 Seillängen gehen gut von den Händen und die Kletterei ist der absolute Traum. Die erste 8er Länge verlangt erstmals große Aufmerksamkeit, aber wurde gleich sturzfrei überwunden. Wir klettern weiter und plötzlich ist sie da, die schwerste Länge.






Nur kurz mache ich Pause und steige gleich ein, es läuft perfekt und ich erwische die Bewegungsabläufe optimal, auch Max steigt locker im Nachstieg durch, die Rucksäcke werden ab nun nachgezogen. Als wir im "Fisch" ankommen und auf die Uhr schaunen ist es 12.00 Uhr Mittag. Wir essen und trinken was, denn der Rest wird hart.






Drei Längen im glatten 8ten Grad eine 7- und eine 8- trennen uns noch vom großen Band. Ich bin dran mit vorsteigen. Die ersten beiden 8er Längen gelangen mir eigentlich, erstaunlicheerweise sehrgut, jedoch die letzte sollte ein zäher Kampf werden. Fünf Mal setzte ich die letzten glatten Meter zum Stand an, ehe ich durchzog. Das war knapp. Max kommt nach und nimmt gleich die 7- in Angriff. Ich steige nach und wundere mich nur, wie schwer eine 7- sein kann und überhaupt wundere ich mich wie man die ganze Tour "SOLO" klettern kann und welcher Teufel den Hansjörg da geritten hat. Echt abgefahren!!!






Die letzte 8- zum Band wurde nochmal zum absoluten Kampf. Krämpfe begleiteten mich und ich wollte auf keinen Fall hier oben noch die "Onsight Begehung" verschenken. Unter Vibrationen meiner Füße und unter lautem Gestöhne, erreichte ich völlig "Fix und Foxi" das große Band.




Es ist 15.30. Ich kann es kaum glauben, eine herrliche Stimmung in den umliegenden Wänden machte sich breit und ich konnte endlich loslassen. Keine Anspannung mehr, nichts, überglücklich sitze ich am Band und sichere Max nach. Kurze Erleichterung, aber bald ist wieder Aufbruchstimmung. Die letzten 17 Seillängen klettern sich schließlich nicht von alleine. Wir kletterten beide am laufenden Seil, bis uns die schmerzenden Füße zum standmachen zwangen, machten nur kurze Stops und weiter ging die lange Reise.




Als wir schlußendlich den langersehnten Gipfel erreichten, war es 19.00 Uhr. Das bisschen Wasser das wir noch hatten und der restliche Proviant wurde verzehrt, die Abendsonne genossen und bald schon machten wir uns an den langen Abstieg über den Marmoladagletscher. Welch ein Glück, dass uns Andy Holzer und seine 2 Jungs noch unterkamen und uns im Auto mit in die nächste Bar nahmen... welch ein perfekter Tag!!!