Donnerstag, 25. August 2011

Schöne bunte Welt!!!



Der heurige Sommer hat wohlgemerkt ein wenig auf sich warten lassen, aber wie sagt man so schön "Es gibt immer was zu tun!". Nachdem Markus Bendler und ich unsere Klettersachen vorläufig, aus motivations und wettertechnischen Gründen, an den Nagel gehängt hatten, begaben wir uns auf unsere "Downhill Geschoße". Beinahe jeden Tag wurde satt in die Pedale getreten, um unsere Heimat auf fahrbere Wege zu durchforschen. Meistens wurden wir für unsere Mühen, mehr als großzügig, belohnt, oft wurden wir auch von unseren Böcken abgeworfen und nur mit (Gott sei Dank!!) kleineren Blessuren, konnte die rasante Reise weiter gehen. Auch an diversen Mountainbikerennen traten wir an den Start, um uns ordentlich auszuleeren.







Nach einem Bikekurztrip nach St.Moritz und Livigno, entschlossen sich Markus und ich kurzerhand, den bekannten "Bianco Grat" auf den Piz Bernina, zu machen und ein wenig Bergluft zu schnuppern, was sich als langer Tag mit teuerem Ende erwies (€50 für 4 Radler und 2 Sandwichs!!!) uns jedoch ein breites Grinsen bescheerte.






Die Zeit verging am Bike wie im Flug und erstaunt stellte ich fest, dass ich bereits seit beinahe 3 Monaten keinen einzigen Meter geklettert bin. Also wurde es wieder mal Zeit.

So machten sich Markus und ich auf in die Drei Zinnen um die Route "Ötzi trifft Yeti" (eine sportliche 8+) zu machen, eine weiteres kühnes Meisterwerk von Christoph Hainz und Kurt Astner.












Alle Längen gelangen uns auf anhieb im "onsight", ein cooler Fight in einer coolen Route. Jedoch wurde mir beim letzten Abseiler bewusst gemacht, dass man den Knoten doch immer 2mal kontrollieren sollte... Am Abend mussten wir dann feststellen, dass ein klettern für den nächsten Tag komplett ausgeschglossen ist, denn unsere vernachlässigten Arme zeigten ordentliche Ermüdungserscheinungen.



Wenige Tage später kehrte ich erneut, in einer spontanen Aktion mit Max Berger zurück in die Dolomiten und zwar zur Marmolada. " Der Weg durch den Fisch" stand auf dem Speiseplan, ganz sicher war ich mir aber nicht, ob das so eine gute Idee ist denn die Tatsache, dass ich 3 Monate nicht geklettert bin sprach nicht gerade für meine Substanz, die man braucht für eine 37 Seillängen Tour.




Nichtsdestotrotz spazierten Max und ich am späten Nachmittag zum Refugio Falier und zum Einstig dieser einzigartigen Riesenwand. Da rutscht einem schonmal das Herz in die Hose und das mulmige Gefühl vor so einer Aktion machte sich stark bemerkbar. Zurück in der Hütte stärkten wir uns mit Spaghetti und Bier und plötzlich kamen 3 österreichische Kletterer in die ruhige Gaststube herein. Einer von ihnen der blinde Andy Holzer. Bei ihnen sollte es morgen die "Don Quixote" werden, wir plauderten ein wenig mit der sympathischen Runde und wünschten uns gegenseitig viel Glück für den bevorstehenden Klettertag. Komplett ohne Licht, wie Andy selber sagt, hat das noch keiner gemacht und ich ziehe meinen Hut vor soviel Mut und Willenskraft. Schade nur, dass Andy nicht sehen kann wie wunderschönschön die Südwand ist. Wir verabschieden uns und schleichen uns aufs Bettenlager. Ich habe unruhige und wirre Träume und werde beinahe jede Stunde munter, als ich meine nächtliche Notdurft verrichten musste, musste ich auch noch mit Entsetzen feststellen, dass mein Glücksbringerhalsband gerissen ist. Ein Zeichen denke ich, oder ich denke einfach zuviel, denke ich dann und geh wieder schalfen, ehe der Wecker uns um 04.00 Uhr aus dem leichten Schlaf reisst. Jetzt gehts los, frühstücken und abmarsch. Mit den Stirnlampen wandern wir, ohne was zu reden zum Einstieg, die Sterne lachen herunter und schönlangsam verwehen die mulmigen Gedanken im Kopf. Beim ersten Licht, um 05.30 Uhr, klettern wir los. Erst jetzt fühlt sich mein Kopf wieder frei an, alle störenden Gedanken werden am Einstieg gelassen, alles was zählt ist der nächste Zug und der nächste....










Es läuft super im Überschlag klettern wir zügig voran. Die ersten 12 Seillängen gehen gut von den Händen und die Kletterei ist der absolute Traum. Die erste 8er Länge verlangt erstmals große Aufmerksamkeit, aber wurde gleich sturzfrei überwunden. Wir klettern weiter und plötzlich ist sie da, die schwerste Länge.






Nur kurz mache ich Pause und steige gleich ein, es läuft perfekt und ich erwische die Bewegungsabläufe optimal, auch Max steigt locker im Nachstieg durch, die Rucksäcke werden ab nun nachgezogen. Als wir im "Fisch" ankommen und auf die Uhr schaunen ist es 12.00 Uhr Mittag. Wir essen und trinken was, denn der Rest wird hart.






Drei Längen im glatten 8ten Grad eine 7- und eine 8- trennen uns noch vom großen Band. Ich bin dran mit vorsteigen. Die ersten beiden 8er Längen gelangen mir eigentlich, erstaunlicheerweise sehrgut, jedoch die letzte sollte ein zäher Kampf werden. Fünf Mal setzte ich die letzten glatten Meter zum Stand an, ehe ich durchzog. Das war knapp. Max kommt nach und nimmt gleich die 7- in Angriff. Ich steige nach und wundere mich nur, wie schwer eine 7- sein kann und überhaupt wundere ich mich wie man die ganze Tour "SOLO" klettern kann und welcher Teufel den Hansjörg da geritten hat. Echt abgefahren!!!






Die letzte 8- zum Band wurde nochmal zum absoluten Kampf. Krämpfe begleiteten mich und ich wollte auf keinen Fall hier oben noch die "Onsight Begehung" verschenken. Unter Vibrationen meiner Füße und unter lautem Gestöhne, erreichte ich völlig "Fix und Foxi" das große Band.




Es ist 15.30. Ich kann es kaum glauben, eine herrliche Stimmung in den umliegenden Wänden machte sich breit und ich konnte endlich loslassen. Keine Anspannung mehr, nichts, überglücklich sitze ich am Band und sichere Max nach. Kurze Erleichterung, aber bald ist wieder Aufbruchstimmung. Die letzten 17 Seillängen klettern sich schließlich nicht von alleine. Wir kletterten beide am laufenden Seil, bis uns die schmerzenden Füße zum standmachen zwangen, machten nur kurze Stops und weiter ging die lange Reise.




Als wir schlußendlich den langersehnten Gipfel erreichten, war es 19.00 Uhr. Das bisschen Wasser das wir noch hatten und der restliche Proviant wurde verzehrt, die Abendsonne genossen und bald schon machten wir uns an den langen Abstieg über den Marmoladagletscher. Welch ein Glück, dass uns Andy Holzer und seine 2 Jungs noch unterkamen und uns im Auto mit in die nächste Bar nahmen... welch ein perfekter Tag!!!